"Wald kann viel mehr als wachsen." - Blick von der Linahöhe auf Neumühle"Wald kann viel mehr als nur wachsen." Über diesen Satz kann man prima nachdenken. Nun nicht nur, weil gerade das Thema des Klimawandels die Medien und die Politik stark polarisiert. Nein, ich meine beim Wandern. Und es lohnt sich nachzudenken. Schließlich übernimmt der Wald wichtige Aufgaben. Und dann ist es auch gleich, wann wir als Menschen von diesen Aufgaben des Waldes erfahren. 

Im naturbedachten Ort Neumühle erfahren Kindergartenkinder schon in der kleinen Gruppe vom Wald. Sie sind fasziniert und inspiriert zugleich. Das erkennt man an den Plätzen im Wald, an denen die Kinder gemeinsam spielen. Durch das Waldkonzept unseres Kindergartens unterstützt, geben die Erzieherinnen wichtige Impulse an die "Waldzwerge" weiter. Später lernen die Kinder im Heimat- und Sachkundeunterricht der Grundschule schon viel mehr von den Aufgaben des Waldes.


Sie wissen um den Wasserspeicher, den Lebensraum von Pflanzen und Tieren und erkennen erste Zusammenhänge logisch. Zum Beispiel, dass das Wirken von Fichtenborkenkäfer, Waldgärtner oder Buchdrucker auch schädigende Folgen für den Wald haben und das die Ursachen auch bei uns Menschen liegen. In den weiterführenden Schulen bis hin zur Abiturstufe des Gymnasiums vertieft sich das Wissen des Jugendlichen. Er erfährt von den Stockwerken des Waldes, den symbiotischen Beziehungen der Waldbewohner, dem Raubbau von Holz, Fotosyntheseprodukten, Tourismuskonzepten und der Not der Waldbauern bei Kalamitäten der Schädlinge.


Nun, dieses Wissen lehre ich als Biologielehrer schon seit über 25 Jahren. Dabei habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass nicht nur der reine Wissenserwerb zu einem nachhaltigen Umgang mit unserer Natur führt - es ist vielmehr die Anwendbarkeit, die Begreifbarkeit in der Natur selbst. Kinder und Jugendliche sollten die Möglichkeit haben, ihre Bildung auch in der Natur vor Ort zu erhalten und damit Zusammenhänge intensiver spüren. Schließlich wollen wir, dass dieses wichtige Wissen an die nächsten Generationen weitergeben wird. 

Und darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Denn beim Durchstreifen der Wälder um Neumühle erfährt man viele Eindrücke auf unterschiedlichste Weise. Kennen Sie zum Beispiel die Osterquelle, den Bach-Goethe-Hain, den Amselsteig, das Weiße Kreuz, die Linahöhe, Curt´s Ruh, die Morgenröthe, unseren Steinbruch, den Rudisch oder das Flächendenkmal in der Lehnamühle?


Schließlich ging mir eines nicht aus dem Kopf: "Wald kann viel mehr als nur wachsen"  


Dieser Gedanke ließ mich 2012 nicht mehr los und nach einigen Überlegungen teilte ich die Inspiration mit meinem Waldnachbarn. Wir sprachen von der Idee, für unsere jüngsten Neumühler einen kindgerechten Lehrpfad zu errichten. Die Erzieherinnen des örtlichen Kindergartens schlossen sich dieser Idee begeistert an und kreierten einen Malwettbewerb. Die Kinder sollten sich ein Wappentier für den Pfad ausdenken und malen. Gesagt - getan. Und schon war die Waldmaus als Logo geboren. 

Von diesem Zeitpunkt an wurde es atemberaubend. Mit Wiedehopf-Hacke und Spaten ging es in den Wald. Wege wurden angelegt, freie Plätze geschaffen. Eltern buddelten Löcher für Schautafelgestelle. Sponsoren und die Gemeinde Neumühle unterstützten den Kauf von Lehrtafeln. Dachdeckermeister E. Dörfler deckte die Schautafelgestelle fachgerecht ein - jedes Gestell mit einer anderen Deckung. Die erste Rasthütte wird aufgestellt. Der Kindergarten weiht den Pfad als erstes ein. Das war 2013. Und viele andere Dinge kamen dazu. Hier die Höhepunkte im Zeitraffer:


2012 Geburtsstunde der Waldmausidee, Entwickeln des Logos durch die Kinder, Anlegen erster Wege.
2013

Aufstellen der Lehrtafeln und der ersten Rasthütte, Einzug der Waldmaus in ihr Revier, Einweihung des Lehrpfades zum Kindertag.

2014 Bernd Wilfert baut das Insektenhotel, Der Kreiswanderwart besichtigt den Mauspfad und organisiert mit seinem Team die Wegweiser, Barfußpfad wird eingerichtet.
2015 Im Mai werden kleine Lehrtafeln von Spenden gekauft und montiert; im Juli entsteht die zweite Rasthütte; Geocache für Kinder auf dem Pfad versteckt.
2016 Im März kommt es zum ersten Störfall - Vandalen zerstören eine große Lehrtafel - die Teilstücke werden gepuzzelt, geleimt und die Tafel wird regeneriert.
2017 Hinweisschild "Kuhbergturm" mit Informationen zur Erbauung aufgestellt, kleine Lehrtafeln von Spendengeldern organisiert und aufgestellt.
2018 Dendrophon (Klangspiel) wird im Juli am Barfußpfad aufgestellt.
2019 Spendengelder werden zum Kauf neuer Lehrtafeln verwendet, die 2020 montiert werden sollen; Idee einer Homepage wird ausgebrütet.
2020

Homepage geht online; zweiter Geocache ist fertig; kleine Lehrtafeln installiert.

Im April wird die erste Dreitafel-Station eröffnet und eine kleine Lehrtafel an den Brucheichen eingeweiht.

Neue Beschilderung der Wegweiser im Juni angebracht.

 2021

Am Barfußpfad wird unter Mithilfe der Firma "Signdesign" aus Neumühle eine neue Wandertafel montiert, die der Orientierung dient und interessante Fakten zum Waldmauspfad enthält.

Ende April wird der Barfußpfad neu gestaltet und eine kleine Bank daneben eingeweiht.

Im Juli verändert der Borkenkäfer das Umfeld des Barfußpfades grundlegend; positiv: es entsteht eine neue Balancierstrecke.

2022

Zwei Frühjahrsstürme sorgen für noch mehr Veränderung - vor allem am Barfußpfad.

Anfang April wird die Bank an der Rotwildtafel ersetzt: klein aber fein. Zu Ostern erstrahlt die Waldmaus in neuem Glanz - frisch mit Halböl gestrichen.

2023

Die Rasthütte an der Waldmaus erhält nach 10 Jahren eine neue Dachdeckung - natürlich ebenfalls aus Holz.

Die "Borkenkäferfreiflache" am Barfußpfad trägt mit der Aktion "Pflanze deinen Baum" zur ökologischen Aufforstung bei.